Persönlichkeiten
Mit Manfred Horndasch hat die Heimatforschung im Landkreis ein „Urgestein“ verloren
Bis zuletzt an Orts- und Heimatgeschichte interessiert
Manfred Horndasch wurde im Juli 1940 in Sorg in der
Gemeinde Wendelstein - oder genauer „auf der
Sorg“ wie er immer bewusst betonte - geboren. Nach
dem Umzug seiner Eltern nach Wendelstein wuchs
Manfred Horndasch später dort auf und blieb zugleich
sein ganzes Leben lang seiner Heimat im Schwarzachtal
treu. In Wendelstein fand er neben seinem
historischen Interesse an der Heimatgeschichte auch
sein privates Glück mit seiner Ehefrau Helga und
heute zählen zur „Großfamilie“ auch zwei
Enkelkinder, für die er sich neben seinen
heimatkundlichen Forschungen auch immer gern Zeit
nahm.
Noch vor der Gebietsreform entschloß er sich, auch
aktiv das Leben in der Gemeinde mitzugestalten und
schaffte als Gemeinderat der Altgemeinde Wendelstein
1972 den „Einstieg“ in die Kommunalpolitik. Als
Gemeinderat wurde er dann 1984 bis 1990
wiedergewählt und ebenso 1996 bis 2002. Bereits in
den Jahren nach 1972 wurde er dadurch zum Aktivisten
für die Heimatforschung und Denkmalpflege: Als 1974
das ehemalige „Armenhaus“ von 1775 abgerissen
werden sollte zugunsten eines Parkplatzes setzte er
sich zusammen mit anderen Gemeinderäten zur
Erhaltung des „Armenhauses“ am Wendelsteiner
„Plärrer“ ein und rettete das Haus auf diese
Weise.
Gründer und Gründungsvorsitzender des
„Heimatvereins“
Die Bewahrung des „Armenhauses“ vor dem Abriss
für einen „autogerechten Altort“ war zugleich
der Anlass zur Gründung des „Heimatvereins Unteres
Schwarzachtal“ im Jahr 1975, dessen Vorsitzender er
bei der Gründung wurde und dann 30 Jahre lang blieb.
In den Folgejahren waren die Rettung eines
Raubersrieder Backofens durch Abbau und Wiederaufbau
in Wendelstein, die Sanierung des
„Reinfelderhauses“ bei der St.Georgskirche mit
Neunutzung als Heimatarchiv und zuletzt zur
Jahrtausendwende die Renovierung des gemeindlichen
„Wasserhauses“ mit Anbau in der Neunutzung als
„Drechsler- und Metalldrückermuseum“ weitere
Meilensteine.
Innerhalb des Heimatvereins sind Ideen wie das
Allerheiligenkonzert in Kleinschwarzenlohe, das
jährliche Backofenfest und auch die Renovierung
eines Bauernhofes in der mit Wendelstein befreundeten
Gemeinde Memleben-Wendelstein in Sachsen-Anhalt für
den dortigen Heimatverein seine bleibenden
Verdienste. 2005 - und damit nach 30 Jahren -
übergab Manfred Horndasch die Leitung des
Heimatvereins in jüngere Hände. Der Heimatverein
dankte ihm seine Verdienste und ernannte ihn zum
Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden, zumal er bis zu
seinem Tod im Verein noch die Arbeitsgruppe für das
Drechslermuseum leitete.
Kreisheimatpfleger bis 2012
Manfred Horndaschs Interesse galt dabei nicht nur
seiner Heimatgemeinde, ihrer Geschichte und
Besonderheiten als „engere Heimat“. Vielmehr fand
er darüber hinaus weitere Themen in der Geschichte
des Landkreises, dessen Gemeinden und Kleinregionen.
20 Jahre lang betreute er von 1992 bis 2012 die
Gemeinden im Landkreisnorden als Kreisheimatpfleger.
Durch sein Interesse an der Familienforschung - die
Vorfahren stammten aus der Region bei Thalmässing -
hielt er zudem immer auch zum Landkreissüden den
Kontakt. Als Dank für diesen Gesamtein-satz erhielt
er vom Landkreis Roth dafür den „Landersdorfer
Stier“ als höchste Anerkennung.
Für Wendelstein als lebenswerte „Heimat“
entwickelte der Verstorbenen zudem weitere
Aktivitäten: Als ehrenamtlicher Sprecher der
Ortsvereine organisierte er für die junge
Marktgemeinde 1979 ein „Brunnenfest“ am
Marktplatz sowie wenige Jahre später ein
„Bürgerfest“ und realisierte auch die Grundidee
für den „Wendelsteiner Weihnachtsmarkt“. Seit
dem offiziellen Abschluß der Gemeindepartnerschaft
mit St.Junien in Frankreich und Zukowo in Polen
förderte und bündelte Manfred Horndasch als erster
Partnerschaftsbeauftragter der Marktgemeinde die
Kontakte der Partnergemeinden und der
Bevölkerung.
Unter dem Motto „Unsere Partnergemeinden mit ihrer
eigenen Geschichte achten, kennenlernen und verstehen
lernen“ organisierte er bis 2008 Bürgerfahrten
nach Frankreich und Polen und koordinierte auch
Fahrten der Ortsvereine in die Partnerorte. Nach der
Kommunalwahl 2008 wurde er für dieses Engagement zum
„Ehren-Partnerschaftsbeauftragter“ auf Beschluß
der Marktgemeinde ernannt. Weitere Ehrungen waren
1990 die Auszeichnung mit der „Bürgermedaille“
als einer der ersten Träger in der Marktgemeinde
überhaupt und 2003 die Verleihung des
„Ehrenzeichens des Freistaats Bayern für
ehrenamtliche Verdienste“.
(jör)
Wendelsteiner Heimatfreunde trauern um ihr Gründungsmitglied Hartwig Hillegeist
Hartwig Hillegeist war ein aktiver Heimatforscher bis zuletzt
1935 geboren, studierte Hartwig Hillegeist nach
dem Schulabschluss Architektur und fand nach dem
erfolgreichen Studium als Architekt seinen
Lebensberuf, der ihn später auch nach
Wendel-stein führte. Hier baute er sich
zunächst in Wendelstein und später in
Raubersried ein Eigenheim mit Büro für sich und
seine Familie. Neben Aufträgen für öffentliche
Bauträger wie etwa beim Bau der jetzigen
„Hans-Seufert-Halle“, der Schulturnhalle in
Wendelstein in den 1970er Jahren, fand er auch
schnell Interesse an der Wendelsteiner
Heimatgeschichte, als er noch vor der Gründung
des Wendelsteiner Heimatvereins 1974 in der
„Armenhausgruppe“ mitarbeitete.
Diese Gruppe aus Heimatfreunden entstand damals,
als der Gemeinderat beschlossen hatte, das
heutige „Heimathaus“ zugunsten eines
Parkplatzes abzureißen, und die nach einer neuen
Nutzung für das historische Gebäude nach einer
Sanierung suchten. Folgerichtig gehörte er 1975
auch zu den Gründungsmitgliedern des
Wendelsteiner „Heimatvereins“, als sich
dieser zur Rettung und Unterstützung der
Sanierungsidee des Heimathauses gründete. In den
Folgejahren war er für die Sanierung des
Heimathauses wie auch für den Ab- und
Wiederaufbau eines historischen Backofens aus
Raubersried und die Sanierung des heutigen
„Heimatarchivs“ verantwortlich. Für seine
Verdienste um den Heimatverein wurde er 2005 zum
Ehrenmitglied ernannt.
Gründungsleiter des Archivkreises und aktiver
Heimatforscher
Als sich zunächst zur Erforschung der Geschichte
des „Heimathauses“ 1983 innerhalb des
Heimatvereins ein „Archivkreis“ gründete,
war Hartwig Hillegeist auch hier mit dabei und
wurde dessen Leiter - bis jetzt kurz vor seinem
Tod. Von 1975 bis 1987 und wieder für mehrere
Jahre ab 2007 wirkte er als 2.Vorsitzender des
Heimatvereins sowie von 1987 bis 1993 als
Beisitzer im erweiterten Vorstand entscheidend an
der Vereinsentwicklung mit. Sowohl als
Mineralien-sammler, wobei er hier dem
Heimatverein erfolgreich eine Sammlung von
Mineralien aus den Wendelsteiner Steinbrüchen
vermitteln konnte, wie auch als Heimatforscher
brachte er sich aktiv mit ein.
Wie breitgefächert sein Interesse an
Heimatforschung war, belegen eine von ihm
angeregte und umgesetzte Ausstellungen im
Heimathaus über die Geschichte der Weihnachts-
und Grußkarten wie auch die historische
Sonderschau zum Wendelsteiner Ortsjubiläum 2009.
Sein heimatkundliches Vermächtnis - auch über
die Gemeindegrenzen hinaus - sind seine Artikel
in den Jahresheften des Archivkreises seit deren
Erstausgabe vor mehr als 12 Jahren wie auch in
den „Landkreisstreifzügen“ des Landkreises
Roth und in dem für 2015 geplanten Landkreisbuch
über die gemeindlichen Flurdenkmäler, worin er
sich mit den Steinkreuzen und weiteren
Kleindenkmälern in der Marktgemeinde Wendelstein
befasst hat. (jör)
Neue Vereinsführung beim Heimatverein Wendelstein beendet „Interimsführung“
Irene Jantschke und Bernd Kilimann als neue Vorsitzende
Knapp 70 Mitglieder konnte Hartwig Hillegeist als „kommissarischer Vorstand“ zur diesjährigen Generalversammlung im Martin-Luther-Haus begrüßen, darunter als Ehrengäste Landrat Herbert Eckstein und 1.Bürgermeister Werner Langhans sowie als Hausherrn und Vereinsmitglied Pfarrer Norbert Heinritz. Erstmals wurden danach aufgrund der im Vorjahr beschlossenen Ehrungssatzung mehrere Mitglieder für ihre langjährige Vereinstreue für 10-, 25- und 30jährige Mitgliedschaft im Heimatverein ausgezeichnet und auch mehrere langjährige Aktive zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Zum Kreis der bisherigen Ehrenmitglieder und Ehrenvorsitzendem Manfred Horndasch gehören damit seit 2010 Helga Horndasch (Heimathausverwaltung), als langjährige frühere „Backofenmeister“ Walter Engelhardt, Erhard Galsterer und Horst Nüßlein, als Mitbegründer und -betreuer des Drechslermuseums Karl-Heinz Gurnig und Gerhard Martin - letzterer auch als aktives Mitglied im Archivkreis - und Wendelstein früherer Kulturreferent Franz Krämer für seinen jahrelangen Einsatz beim Erstellen eines Wendelsteiner „Pressearchivs“. Landrat Herbert Eckstein würdigte die Geehrten und machte in seinem Grußwort klar, dass Wendelstein einen „starken Heimatverein“ brauche, um der Bevölkerung den Wert der Heimat nahe zu bringen.
Ehrungen für 10jährige, 25jährige und 30jährige Vereinstreue
Für 10jährige Vereinszugehörigkeit konnten Gerhard Heck und Karlheinz Zagel geehrt werden und seit 25 Jahren sind die Familien Horlbeck und Kurzlaukis, Christa und Siegfried Löhlein, Marie und Hans Löhlein, Rosa und Ernst Nußhardt, Eveline und Uwe Schallock, Hans Schlenkrich, Inge und Klaus Vogel sowie Georg Volkert treue Vereinsmitglieder. Bereits seit 30 Jahren halten zudem Gerhard Bernhöft, Anna, Andrea und Walter Engelhardt, Erhard Galsterer, Bernd Rufflar, Isolde und Leo Salomon und Herbert Wild dem Heimatverein die Treue. Nach den Ehrungen schloß sich der Rückblick auf das Vereinsjahr 2009 an.
Als „amtierender“ Vorsitzender nutzte Hartwig Hillegeist den Rückblick sowohl für eine Bilanz auf die bisherige 35jährige Gesamtgeschichte des Heimatvereins wie auch zum Rückblick auf das Jahr 2009, das allein schon durch das 750jährige Jubiläum der Gemeinde ein besonders arbeitsreiches für den Verein war. Zusammen mit mehreren Helfern konnte der Heimatverein eine archäologische Ausstellung im Rathaus zusammen mit der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg aufbauen und in Eigenregie wurde im Herbst 2009 im Heimathaus eine umfangreiche Ausstellung zur Ortsgeschichte von Wendelstein gezeigt, die über 500 Besucher anlockte.
„Kärwabaum“ und Vereinsausflug
Neben den geselligen Veranstaltungen des Vereins und dem Backofenfest als bekanntestem Fest war das erstmalige Aufstellen eines Kirchweihbaums zusammen mit dem Veteranenverein und den „Kärwa All Stars“ ein Höhepunkt bei den Aktivitäten und auch die Vereins-Tagesfahrt nach Würzburg zur Bayerischen Landesausstellung war ein Erfolg. Im Ausblick auf das Vereinsjahr 2010 kündigte Hartwig Hillegeist eine Tagesfahrt nach Erfurt an und im Herbst auf mehrfachen Mitgliederwunsch einen Abend mit fränkischer Stub’nmusik. Trotz des Gesamtrückgangs bei den Mitgliedern auf 554 Personen war die Zahl der Neumitglieder in 2009 erfreulicherweise doppelt so hoch wie die der Austritte und Todesfälle.
Bernd Rufflar eröffnete die Reihe der Berichte der Vereins-Arbeitskreise für den Literaturkreis. Der Höhepunkt 2009 war hier unter allen zehn Lesungen und Treffen die von Landrat gespendete Lesung zu Ovid’s „Metamorphosen“ und eine Mehrtagesfahrt nach Berlin auf den Spuren Berliner Schriftsteller ergänzte das Gesamtprogramm. Auch 2010 wird wieder eine Fahrt anstehen und die traditionelle Reihe der Leseabende. Hartwig Hillegeist ergänzte die Berichte um den Rückblick des Archivkreises, der 2009 ein zum Jubiläumsthema passendes Jahresheft herausgegeben hat, die Ausstellung im Heimathaus maßgeblich gestaltet hat und auch 2010 schon mit dem neuen „Archivkreisheft“ neue heimatkundliche Forschungen veröffentlicht hat.
Drechslermuseum besteht seit 10 Jahren
Für das Drechsler- und Metalldrückermuseum, das 2010 sein 10jähriges Bestehen feiert, berichtete Museumsleiter Manfred Horndasch. Das Museum sei zwar klein, ist aber nachweisbar das einzige, das sich als Schwerpunkt mit dem Handwerk der Drechsler und der Metalldrückerei beschäftigt. Auch Dank der Klassenbesuche aus der Klein- und Großschwarzenloher Schule und von der Waldorfschule kam eine Gesamtbesucherzahl von knapp 400 Besuchern und darunter 188 Kindern und Jugendlichen zustande. Lediglich die kleine Zahl der Museumsbetreuer mit drei Personen sei problematisch, weitere Interessierte seien immer willkommen.
Für die „Backofenmannschaft“ berichtete Bernd Thiele als neuer „Backofenmeister“ über die letztjährigen „Backeinsätze“ im Rahmen der Ferienprogramme und beim Backofenfest und bat um Holzspenden, um diese vielfältigen Aktivitäten auch weiterhin durchführen zu können. Karl-Heinz Gurnig übernahm schließlich den Bericht für den „Stammtisch“, der als „Arbeitsreserve“ für viele Aktivitäten im Heimatverein eine wichtige Stütze ist und sich regelmäßig am ersten Freitag im Monat zu seinen gemütlichen „Sitzungen“ trifft, die oft auch erlebte Heimatgeschichte seien mit den spontanen Themen und Gesprächen.
Neue Führungsmannschaft
Bei den anstehenden Neuwahlen unter Leitung von Klaus Vogel erhielt die bisherige Schriftführerin Irene Jantschke das einstimmige Vertrauen der Mitglieder als neue 1.Vorsitzende und Bernd Kilimann wurde ebenso einstimmig zum 2.Vorsitzenden gewählt. Das damit vakante Amt des Schriftführers übernahm Grit Kelsch und als Ersatz für die ausscheidenden Beisitzer Klaus Vogel und Marcus Porschert wurden die bisherigen Nachfolgekandidaten Helmut Thiering und Xaver Schlagbauer, beide schon lange als Betreuer und Fachleute im Drechsler- und Metalldrückermuseum tätig, bestätigt.
Unter „Sonstiges“ berichteten sowohl Bürgermeister Werner Langhans wie auch Manfred Horndasch als Kreisheimatpfleger über die derzeitigen Bauforschungen am historischen „Badhaus“ durch das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim und die übertragung des Gebäudes nach Bad Windsheim als zweitbeste, aber für den Gebäudezustand insgesamt ideale Lösung. „Es wäre gut, wenn dieser Anlaß den Menschen wieder die Wichtigkeit von Denkmalschutz und Heimatbewusstsein deutlich macht, aber es darf kein Strohfeuer sein“ betonte Horndasch. Die einstimmige Bestätigung zu einer moderaten Anpassung des Jahresbeitrags für Einzelmitglieder und Familien beschloß die insgesamt harmonische Generalversammlung.
Die neue Heimatvereinsführung mit Vorsitzender Irene Jantschke (2.v.rechts)
und Bernd Kilimann (2.v. links), umrahmt von Bürgermeister Werner Langhans
und dem bisherigen Vorsitzenden Hartwig Hillegeist.
Der Heimatverein ernannte erstmals nach seiner neuen Ehrenordnung
mehrere Heimatfreunde zu Ehrenmitgliedern.